Der Brexit und die Folgen für den deutschen Mittelstand – die 3 zentralen Fragen

Am 23.06.2016 entschieden sich unsere Nachbarn aus Großbritannien zum Austritt aus der EU. Das Referendum hat auf beiden Seiten des Ärmelkanals hohe Wellen geschlagen; Stephen Hawking sah sich jüngst dazu veranlasst die Beweggründe für den Brexit zu hinterfragen und warnte vor den Langzeitfolgen für die menschliche Spezies. Wir möchten gut einen Monat nach dem Votum die 3 zentralen Fragen für den deutschen Mittelstand stellen und aufzeigen wo die Chance für Unternehmen liegt.

  1. Wann greift der Brexit?

Samir Jajjawi, Aurum Interim:„Diese Frage sollte von den Entscheidungsträgern deutscher Unternehmen zwingend differenziert betrachtet werden.“ Mit Blick auf die volatilen Kursbewegungen der Märkte durch den Brexit ist bereits heute die Aufmerksamkeit europäischer Finanzmanager gefragt. „Die legislativen Änderungen hingegen und die in Gänze noch nicht absehbaren Folgen für Europa infolge der britischen Austrittserklärung werden noch Jahre auf sich warten lassen“, so Jajjawi. Dieser Argumentation folgen ebenfalls die Außenhandelskammer (AHK) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Der Referatsleiter Europäische Wirtschaftspolitik und Mittelstandsexperte Christopher Gosau weist in einer Mitteilung des DIHK auf den Austrittsverhandlungszeitraum von 2 Jahren hin und sieht mit Verweis auf mögliche Übergangsfristen ein Inkrafttreten der Gesetzesänderungen nach bis zu 5 Jahren als realistisch an.

  1. Was sind die Gefahren für den deutschen Mittelstand?

Großbritannien ist einer der größten Handelspartner Deutschlands. So stand laut dem Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 Exporte über 89 Mrd. Euro ein Handelsvolumen aller Importe aus Großbritannien im Wert von 38 Mrd. Euro gegenüber. Damit ist Großbritannien die drittwichtigste Destination deutscher Exporteure.

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Bild: © Tony Hegewald / pixelio.de

Das Institut für deutsche Wirtschaft Köln (IWD) gibt einen genauen Überblick, welche Branchen besonders betroffen sind. Samir Jajjawi, Aurum Interim:„Hier zeigt sich insbesondere die traditionell starke Abhängigkeit vom Automotive-Sektor in Deutschland. Ich empfehle allerdings branchenunabhängig jedem Unternehmen eine eigene Rechnung aufzustellen, entlang der Supply Chain alle kritischen Faktoren zu identifizieren und funktionsübergreifend Abläufe auf mögliche Konsequenzen hin zu überprüfen.“ Potenzieller Handlungsbedarf wird in allen Funktionen entstehen – neben dem erhöhten Aufwand der Zollabwicklungen, wird beispielsweise auch in deutschen HR Abteilungen Know-how gefragt sein, wenn Expats im Spiel sind.

Akuten Handlungsbedarf sieht Jajjawi bei der Prüfung von Investitionsvorhaben und weist auf die Gefahr hin, Entscheidungen zu lange aufzuschieben. „Sollten tatsächlich Übergangsfristen in Kraft treten, werden viele Unternehmen dazu tendieren, eine abwartende Haltung einzunehmen. Durch einen solchen Investitionsstau kann man schnell den Anschluss verlieren.“

  1. Welche Chancen ergeben sich?

Durch die Identifikation kritischer Faktoren werden gleichzeitig Potenziale ersichtlich, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Schließlich befindet sich die Konkurrenz oftmals in einer ähnlichen Situation und wird dazu gezwungen sein, Umstellungen vorzunehmen. Handlungsgeschwindigkeit ist also gefragt.„Damit dies gelingt, ist es eminent wichtig, sich den eigenen Kapazitäten auf allen Ebenen bewusst zu sein sowie bei Bedarf gezielt und frühzeitig durch Know-how zu ergänzen.“

Interim Management hat sich als strategischer Erfolgsfaktor und kosteneffiziente Methode für den Mittelstand bewährt. Die Managing Partner von Aurum sind Managementexperten, die auf eine persönliche Erfolgsgeschichte in Leitungsfunktionen in großen Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen und auf langjährige Erfahrung in der Unternehmensberatung zurückblicken können. Sie übernehmen für die Mandate die persönliche Verantwortung.